Thomas Barnado Teil 16


Benni und Pascal treffen sich mit ihren Fahrrädern vor dem Supermarkt, den Tante Ute in diesem Moment verlässt. Ihr hochbeladener

Einkaufswagen sieht aus, als hätte sie für eine Großfamilie eingekauft. Die Jungen helfen unter viel Gekicher, alles in Beutel und Taschen zu verstauen und im Kofferraum ihres Wagens unterzubringen. Ob sie ihre Wintervorräte anlegt oder bereitet sie sich auf einen langen Campingurlaub vor?

Tante Ute verrät nichts, scheinbar hat sie ein schönes Geheimnis, denn sie lächelt stillvergnügt. Dann eben nicht, denken die beiden und fahren noch ein Stück hinter ihr her, bis sie klingelnd abbiegen in Richtung Kinderdorf.

 

Immer wieder haben die Kinderdorfkinder gefragt, wann denn Tante Ute nun endlich mal wieder kommt. Sie warten doch auf die Fortsetzung der spannenden Geschichte! Endlich finden sie einen Abend, der für alle passt. Kaum ist Tante Ute im Haus, werden auch schon  die Sessel und Sitzkissen

zu einer gemütlichen Runde gestellt. Ein bisschen Streit um die besten Plätze, etwas Geschubse – doch dann wird’s mucksmäuschenstill. Die Erzählerin hat ruhig dabeigesessen und gewartet, bis alle soweit sind:

„Habt ihr das auch schon mal erlebt, dass ihr unbedingt irgendwo rein möchtet und nicht eingelassen werdet? Stellt euch vor, Thomas Barnardo hat immer wieder versucht, in das Übernachtungshaus von Drury Lane zu gelangen. Aber da stand ein riesengroßes Hindernis in Gestalt eines Türhüters. Der Mann war so groß, dass man Angst vor ihm bekommen konnte. Immer, wenn Thomas in die Nähe kam, scheuchte ihn der Riese fort und sah dabei so grimmig aus, als wenn er ihm alle Knochen brechen wollte.

Auch heute musste Thomas an ihm vorbei, er stand genau vor der Tür und hatte bestimmt den Medizinstudenten längst erkannt. Was trieb der sich auch immer in dieser Gegend rum, wo er doch überhaupt nichts verloren hatte! Schon wollte Thomas unauffällig am Haus vorbeischleichen, als er plötzlich etwas ganz Neues entdeckte: Der riesengroße Kerl sah heute irgendwie anders drein als sonst, beinahe freundlich. Was war denn jetzt passiert?

O Wunder, der Riese winkte dem jungen Mann zu, er solle nur näher kommen. Wenn das nur nicht eine Falle war! Konnte er dem Türhüter trauen, oder würde er jetzt richtig Ärger bekommen?

Gespannt ging Thomas zu ihm hin.

„Sind Sie Arzt?“, hörte er den Riesen fragen.

„Eigentlich nicht“, erwiderte Thomas mit klopfendem Herzen. „Ich studiere noch.“

„Aber Sie verstehen was von Medizin?“

Das bejahte Thomas. Er wurde immer neugieriger. Der Riese brauchte anscheinend seine Hilfe: „Wir haben im Haus einen kranken Jungen“, begann dieser vorsichtig. „Wenn’s was Ansteckendes ist, kriegen wir ein Problem, dann darf nämlich keiner mehr raus oder rein. Alles muss isoliert werden, kapiert?“

 Zurück zum Anfang   Weiter

 


Danke an Erika Demant und den CSV-Verlag für die Genehmigung zur Veröffentlichung. 

Danke an Gunther Werner für die Bearbeitung.

Die Geschichte gibt es hier auch als Buch zu kaufen

Bild: (c) Can Stock Photo / colematt