Thomas Barnado Teil 23
Heute ist die Vorstellung der Arbeitsgruppen.
Zu Beginn der 5. Stunde um 11.30 sind die beiden Freunde dran, darum wollen sie unbedingt schon in der Pause ihre Vorbereitungen treffen. Schnell rücken sie Tische und Stühle an die Wand, um den Raum auf ihr Thema einzustimmen. Kaum haben sie ihr Plakat aufgehängt, stehen schon die ersten vor dem Baum-Plakat an der Tafel. Das ist echt gut gemacht, sie nicken anerkennend: In der Krone eines dicken Baumstamms klebt ein Foto von Pascals Kinderdorf, groß und bunt, nicht zu übersehen. Daneben eine Ansichtskarte von einem SOS-Kinderdorf in Südamerika, eins vom Kinderheim der Nachbarstadt und von anderen Wohngruppen für Schulkinder.
„Was hat das mit eurem Thema zu tun?“ fragt Tim.
„Guck dir mal die Wurzel an“, bekommt er von Pascal als heißen Tipp, und schon liest er: „Boys home in London, gegründet von ...“
Unbemerkt hat Benni auf den Knopf für die Verdunkelung gedrückt und jeder sucht so schnell wie möglich seinen Platz im Stuhlkreis. Was erwartet sie jetzt?
In der Mitte machen sie ein dunkles Bündel aus, wahrscheinlich ein Haufen alter Decken. Die Kinder recken die Hälse. Darum bemerken sie zuerst auch kaum die Gestalt, die näher kommt. Schwarzgekleidet, den Hut tief ins Gesicht gezogen und in der Hand eine Laterne, die ein wenig Licht auf den Boden wirft. Der Schwarzgekleidete bleibt vor dem Deckenhaufen stehen, bückt sich und hebt einen Zipfel hoch:
„Hallo, my boy, can I help you?“ Die Stimme kennen sie doch, wenn sie auch verstellt wirkt, so künstlich tief! Wer ist das bloß? Bevor sie das rausfinden, springt ein verschmierter, schmutziger Junge aus den Decken hervor und rennt fort. Als auch der zweite, der unter dem Haufen versteckt war, flüchten will, wird er von dem Mann mit der Laterne noch soeben am Kragen gepackt: “What’s the matter with you, please tell me!“
„I’m very hungry“, piepst eine dünne Jungenstimme und der Kleine reibt sich in einer bezeichnenden Geste über seinen Bauch. „But - are you a policeman?“
„No, don’t be afraid, I want to help you!“, sagt die dunkle Gestalt beruhigend. Die ängstliche Frage: „Who are you?“ soll ihm nun schnell beantwortet werden, sie gehen zusammen zur Tafel, und Thomas Barnardo stellt sich vor.
Puh, die englische Unterhaltung ist geschafft. Hoffentlich hat Missis Miller nicht so genau auf die Aussprache geachtet, sie sind ganz schön aufgeregt.
„Danke, Johannes!“ Benni denkt dankbar an seinen kleinen Bruder, der die Laternenszene damals auf der Terrasse spielte und sie dadurch auf die Idee brachte.
Als der Klassenraum wieder hell ist, erkennen die Mädchen und Jungen schnell, wer unter der Verkleidung steckt: Benni als Barnardo und Pascal als einer der beiden nobodyboys, der andere ist Jonas, der mal eingesprungen ist.
„Bitte, Manege frei für eure Fragen, wir sind gerüstet!
Der Einstieg ist ein voller Erfolg, das merkt man an den vielen Fragen. Ein Glück, dass sie so gut vorbereitet in den Tag gegangen sind.
Auch die Mindmap kommt sehr gut an. Stapel von Blättern hatten die beiden mit verschlungenen, sich überkreuzenden Linien gemalt. Alles Müll, bis sie im Kunstunterricht auf die Idee mit dem Baum kamen. Dann war’s auf einmal so leicht. Die Wurzeln sind doch eindeutig, denn wo kamen Barnardos Ideen her? Pestalozzi und Wichern mit ihren Heimen. Soweit so gut, doch dann:
„Warum war dieser Thomas so ein guter, mitleidiger Mensch, das musste auch eine Wurzel haben!“
Für Benni eine selbstverständliche Angelegenheit: „Dr. Barnardo war Christ. Gott zeigte ihm, was er zu tun hatte…und Gott gab ihm auch die Kraft für die viele Arbeit. Gott war also Wurzel seines Tuns und seiner Arbeit Die Wurzeln für seine Entscheidungen kamen aus der Bibel, aus seinem Leben mit Gott. Er führte ihn durch den Tag und half ihm“
Deutlich und ohne Stocken hat er das rausgebracht, und bevor noch jemand etwas sagen kann, teilt Frau Schröder mit: „Eure Zeit ist um, vielen Dank für die Präsentation.“
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Danke an Erika Demant und den CSV-Verlag für die Genehmigung zur Veröffentlichung.
Danke an Gunther Werner für die Bearbeitung.